Das Ende einer Bedrohung [Cadrach]

[Aestiva]

Miredia Tarnadis war gerade dabei, sich eine besonders komplizierte Zauberformel einzuprägen, als sich Schritte vom Eingang der Academia Neutralis näherten. Als sie aufsah, erblickte sie einen Mann in feiner Kleidung, welche von ausgesprochen guter Qualität zu sein schien. Lächelnd erhob sie sich und begrüsste den Mann, welcher sich als Schneidermeister vorstellte und um eine Unterredung mit den Mitgliedern des Inneren Zirkels bat. Miredia machte keine Anstalten, ihre Überraschung zu verbergen und versuchte dem Schneider klar zu machen, dass dies nicht ohne weiteres möglich sei, doch als dieser ihr zu verstehen gab, dass er möglicherweise wichtige Informationen zum Verbleib der Artefakte des verblichenen Erzmagus habe, beeilte sie sich, einen der höheren Magier zu holen, welcher alsbald im Hofe der Academia erschien und den Schneider umgehend in den Ratssaal des Inneren Zirkels führte.

Alsbald hatte der Schneider seine Geschichte vorgetragen, nicht ohne eine spezielle Bitte vorzutragen, welche die hächsten Magier des Landes Andurien in mehr oder minder grosse Erregung versetzte, welche sich zu jener über die vorgebrachten Informationen hinzugesellte.

Der Schneider wurde daraufhin aus dem Ratssaal geführt, worauf es volle drei Stunden dauerte, während denen die Mitglieder des Inneren Zirkels teils hitzig, teils sogar laut, darüber diskutierten, was zu tun sei, um die Artefakte wiederzuerlangen und ob man der Bitte des Schneiders nachgeben oder ihn sogleich seines Geistes berauben solle, weil er es berhaupt gewagt hatte, jene unverschämte Bitte vorzutragen.

Am Ende einigte man sich darauf, dass es notwendig sei, schnell und hart vorzugehen und dass die Bitte des Schneiders, im Angesicht des Gegenwertes seiner Informationen, angebracht sei. So teilte man ihm also mit, dass er, wie auch Miredia Tarnadis, die ohnehin ihre Prüfung zur Magierin abzulegen habe, eine Gesandschaft der Academia zu begleiten habe, welche zur Wiederbeschaffung der Artefakte wie auch des Steins der Macht, um den er gebeten hatte, auszuziehen gedenke, um der Bedrohung der Academia Neutralis sowie aller Bürger von Andurien ein für alle mal ein Ende zu bereiten.

Der Schneider, gewiss nicht begeistert über die wohl formulierte Einladung der Magier, jene zum geheimen Orte zu führen, von dem aus der Bund der Macht seinen finsteren Machenschaften nachging, brachte die Gesandschaft schweren Herzens in die Gefilde von Ozeanus, wo die Magier begannen, mächtige Schutzzauber zu sprechen und sich auf die Auseinandersetzung mit den finsteren Magieren des Bund der Macht vorzubereiten. Dem Schneider kam es wie Tage vor, obwohl tatsächlich nur wenige Minuten vergangen und alsbald zog die Gesandschaft gen des dunklen Tempels, welcher von den mächtigsten finsteren Magieren samt ihrer niederen Anhänger bereits über und über mit Schutzzaubern versehen worden war.

Nicht lange dauerte es, da entbrannte eine magische Schlacht, wie sie Abendwind seit den Zeiten vergangener Zeitalter nicht mehr gesehen hatte. Wieder hatte der Schneider das Gefühl, dass diese Tage andauern würde, doch wie zuvor verging die Zeit viel schneller und binnen etwas mehr als einer Stunde, während der alle Mitglieder des Bund der Macht und beinahe alle Magier der Gesandschaft der Academia Neutralis, unter ihnen Miredia Tarmadis, den Tod fanden, erzauberten sich die Magier der Academia den Sieg und vernichteten den Bund der Macht vollständig.

Viele Artefakte und verloren geglaubte Bücher, Schriften und Geheimnisse förderte die nachfolgende Untersuchung des finsteren Turmes zutage und zur Freude der Mitglieder der Academia Neutralis fanden sich in den tiefsten Gewölben unter diesem sogar die gestohlenen Artefakte des Erzmagus. Doch so sehr sie auch nach dem Schlüssel der Macht suchten, welcher dem Schneider versprochen worden war und den er selbst in den Trümmern zu finden gehofft hatte, mussten sie doch feststellen, dass dieser unauffindbar war. Wieder schien es dem Schneider, als habe er Tage, wenn nicht Wochen damit zugebracht, Stein auf verkohlten Stein umzudrehen, um den einen, kleinen orangenen Stein zu finden, nach welchem ihm gelüstete, doch auch diesmal war nur wenig Zeit vergangen und als er müde, erschöpft und schmutzig zu seiner Familie und seinen Freunden heimkehrte, war nicht einmal ein halber Tag vergangen.

Die überlebenden Magier der Academia Neutralis jedoch waren sehr zufrieden, hatten sie es doch mit Hilfe des Schneiders nicht nur geschafft, die Artefakte des Erzmagus wiederzufinden, sondern sogar den geheimen Weg zum finsteren Turm des Bund der Macht gefunden und diesen ein für alle mal zerstört sowie der Bedrohung durch die finsteren Magier ein Ende zu setzen. Der Verbleib des fünften Schlüssels der Macht bleibt jedoch vorerst ungeklärt.


Niedergeschrieben zum fünfundzwanzigsten Tage des Kollus im sechsten Zeitalter

Snynnek Khiraxio
Magier des dritten Zirkels
Mitglied der Academia Neutralis

von Cadrach