Nächtlicher Besuch in Humberton [Nebriandel]

[Aestiva]

Rashkam ibn-Shan sitzt an diesem Abend in seinem Turm und brütet über Unterlagen die wohl hauptsächlich die Spionage betreffen. Die Sonne versinkt hinter dem Hügel und wirft das letzte Licht durch die Scharten im Turm.
Ibn-Shan beobachtet die Bedienstete die mit einem Tablett über die Leiter in den Turm kommt. Oben angekommen rafft sie kurz ihre braune Robe zurecht und bringt dem Rashkam frischen heißen Tee. Sie gießt das lichtgelb glitzernde Gebräu aus der goldenen Kanne in die Tasse auf dem Schreibtisch. Nach einem knappen Wink verschwindet sie anschließend wieder durch den Schacht im Boden.

„Was für ein elendiger Tag, bei Haras!“ murmelt Rahman vor sich hin. Er Blättert einige Seiten weiter und macht sich Notizen. So ziehen die Stunden in das Land.
Es ist finstere Nacht geworden als Rahman plötzlich aufsieht. Eine Gestalt zeichnet sich vor der Wand ihm gegenüber ab. Schwarze Kleidung, glattes langes Haar, funkelnde Augen. Der Raum in der Turmspitze ist erfüllt von Kerzenschein welcher an den Rändern des Sichtfeldes ständig zu flackern scheint.
„Und er wird immer besser!“ brummt der Rashkam vor sich hin.
“Was willst du hier, Rais…“ Ein surren Erklang im Raum, leise und subtil schien sich das Geräusch im Raum auszubreiten. Ein Augenzwinkern später durchbohrte ein Bolzen die Brust von Rahman ibn-Shan mit einem *Pflok*.
Bevor Rahman ibn-Shan den Satz zu Ende bringen konnte, lag er auf dem kalten Steinfußboden des Turms.

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Raishana bint Shaima betrachtete zufrieden ihr Werk und betritt den Lichtkegel der fast abgebrannten Kerze. „Erwischt! Lalelef lefus Nibun Gron! Dein Leben ist verwelkt und ich bin der neue Rashkam der Legion.“ Raishana lachte schallend. Endlich war sie am Ziel ihrer Träume. Lange hatte sie dieses Attentat geplant, es hat sie Blut und Tränen gekostet all die Jahre unter seinem Kommando auszuharren. „Ich bin durch den Dreck für dich gekrochen du Schwein, und wie dankst du es mir? Ernennst diesen unfähigen Idioten zum Durkam! Ha!
Das hast du nun davon du elender Hund. Ich habe dich zurück in die Wüste geschickt! Und ich habe es gern getan!“
Raishana beugt sich über den am Boden liegenden Rahman und durchsucht die Taschen des Gewands. Sie findet schnell was sie sucht, einen goldenen Schlüssel mit einem großen grünen Smaragd der in der Mitte kunstvoll eingelassen ist.
Lächelnd schreitet sie zu der Kiste in der Ecke und schließt den Deckel auf. Kramt ein wenig darin herum und holt ein Horn hervor. Leise summend betrachtet sie genüsslich das silberne Horn Namens „Djahfa’ll L’umello“. Was übersetzt soviel heißt wie „Gesandter der Wünsche“. Sie stellt sich an eine Scharte, holt tief Luft, und bläst mit aller Kraft in das Horn.

Ein Ton erschallt der die Burg Humberton erzittern lässt. Die Mauern und Türme scheinen sich unter dem Geschrei des Horns zu winden. Türen werden aufgerissen und Krummsäbel werden gezogen, Wachen rennen auf dem Hof, Hunde bellen und Befehle werden geschrieen. Das hektische Treiben in der Burg wird übertönt vom scheppern des Horns.
Nach ein paar Minuten wird der Ton leiser und erstirbt dann gänzlich.

Raishana dreht sich herum und sieht den drei Wachen die durch die Luke zu ihr emporgestiegen sind nacheinander in die Augen.
„Das Ritual ist beendet, der Rashkam ist Tod. Der Djahfa’ll L’umello hat gesprochen und damit bin ich, Raishana bint Shaima, der Rashkam der Legion! Sein Leben ist verwelkt und er ging zu Haras. Ich bin sein Erbe. Verneigt euch!“ Die letzten Worte spie sie den Wächtern entgegen. Die drei Lakaien von Raishana grinsten bei Ihren Worten und verneigten sich ehr erbietend.

„Ihr drei!“ herrschte sie die Wächter an. „Schafft mir dieses Stück Fleisch aus den Augen!
Und ruft eine Bedienstete die diese Sauerei hier wegwischt!“
Illia Go’asz und Trvall Ja’llok nahmen den Körper von Rahman ibn-Shan hoch und hievten ihn die Leiter hinunter.
Sie gingen anschließend zügig die Treppe herunter in den Hof. Die meisten der versammelten Legionäre senkten den Kopf, einige setzten eine Ausdruckslose Miene auf und ein paar wenige lächelten. Im Hof gesellte sich der vor Trauer winselnde und jaulende Fox zu.
Raishana betrat den Hof. „Werft die Leiche in den Wald, sollen die wilden Tiere ihn fressen!“
Im gleichen Atemzug trat sie Fox mit ihrem Stiefel an den Kopf der unverzüglich winselnd zusammenbrach. „Und schmeißt diese stinkende Viech gleich mit raus!“
Illia Go’asz und Trvall Ja’llok warfen den bewusstlosen Hund und Rahman ibn-Shan auf einen Karren und zogen diesen dann aus der Burg.

Ener-Sinshar Rybrud Ubewrah war als Wache noch vor der Burg als die Tore sich öffneten und der Karren von den beiden Spießgesellen des neuen Rashkams heraus gezogen wurde.
Ihm blieb fast das Herz stehen als er sah was auf dem Karren lag.

Die beiden Wächter zogen den Karren zügig zum Waldrand. Und kippten den Karren in die Böschung. „Los weg hier, bevor das Mistviech wach wird!“ sagte Go’asz. Ja’llok brummte zustimmend.

Rybrud Ubewrah war bis zur Ecke der Burg gegangen und beobachtete die beiden Männer in der Ferne bei Ihrem Werk. „Widerliches Pack!“ murmelte er vor sich hin und begab sich zügig auf seine reguläre Wachroute die ihn nah an der Böschung vorbeiführen würde.
Nach einigen Minuten waren die beiden Scharlatane verschwunden und Ubewrah rannte ins Unterholz, lief weiter nach Osten zu der Stelle wo der den Rashkam vermutete. Er kam wegen den Dornenbüschen und dichtem Geäst weniger schnell voran als ihm lieb war.
Er rutschte eine kurze Böschung hinab und dann sah er den umgestürzten Karren der einen Abhang heruntergerutscht war und so völlig außer Sicht der Burg lag.. Der blutbesudelte Rashkam und ein zuckender Fox lagen davor im Grass. Er hechtete hin und hockte sich neben den Rahman. Er sah den Bolzen der in die Brust an der linken Schulter auf Höhe des Schlüsselbeines eingedrungen war, er sah das Blut und die blass graue Haut und er sah … Nein, das konnte nicht sein. Er sah ein pochen am Hals. Er drückte seine Finger an die Schlagader und fühlte einen schwachen Puls. „Mein Gott, bei Haras!“ stieß er aus.

Er zog den Dolch aus der Scheide und zerschnitt das Gewand um die Brust. Der Bolzen war tief im Fleisch er konnte ihn nicht hier herausziehen. Rybrud sprang auf und drehte den Karren herum. Zog Rahman mit einigen Mühen darauf und hievte Fox auf den Karren. Er ging herum und hängte sich in das Gespann von dem kleinen Karren und Zog. Er war wütend, wütend auf die hinterlistige Schlange einer Mörderin. Auch Menschen hatten Ihren Stolz. Und jemanden in die Böschung eines Waldes zu werfen war keine ehrenwerte Bestattung.
Die Legion war die Legion! Die manchmal log und betrog, ja! Auch stahl und spionierte, ja! Aber es war eine Sache Legionär zu sein aber eine ganz andere die Gesetze des Gottes Haras zu missachten und mit Füßen zu treten.
Dieses Miststück würde dafür bezahlen. Er Zog und riss den Karren Meter um Meter aus dem Unterholz auf den nahen Weg und zog so schnell er konnte den Karren hinter sich her. Schweißgebadet erreichte er eine halbe Stunde später einen Felsvorsprung. Rybrud stellte den Karren ab und lief keuchend und stöhnend zu dem Fels und schob einen fast Meter hohen Stein beiseite, der allerdings nur einige Zentimeter dick war.
Dahinter kam ein kleiner Eingang zum Vorschein. Er lief zurück und hievte den Rashkam von der Bare und zog ihn geduckt durch den kleinen Eingang in die Höhle…

Tagelang war es Still am Eingang der Höhle. Etwas rauch zog durch die Öffnung und leise Geräusche erklangen im inneren. Am Morgen der nach der neunten Nacht folgte, erklang ein leises und fröhliches wimmern und jaulen aus der kleinen Höhle. Einige Echsen erschraken und huschten unter die Steine auf denen die kleinen Wesen hockten.

von Nebriandel